Bundesbank-Symposium: Geopolitische Risiken und Regulierungsvereinfachungen im Fokus
Geopolitische Risiken, künstliche Intelligenz und eine Vereinfachung der Bürokratie standen in diesem Jahr beim Bundesbank-Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ im Fokus. Corinna Egerer und Philipp Otto moderierten die Veranstaltung in Frankfurt am Main, an der rund 450 Vertreterinnen und Vertreter aus der Aufsicht und der Kreditwirtschaft teilnahmen.
Bundesbankvorstand Michael Theurer thematisierte in seiner Rede sowohl die Belastung der Banken durch Regulierung und Bürokratie als auch den Nutzen. Regulierung sei notwendig, um Vertrauen und Stabilität in der Wirtschaft zu gewährleisten, obwohl sie Kosten verursache, so Theurer. Ihm zufolge ist eine differenzierte Debatte über Regulierung wichtig, um Effizienz zu steigern und den bürokratischen Aufwand zu reduzieren, ohne dabei Standards zu senken. Bankenregulierung und Aufsicht bedeuten naturgemäß Kosten für die Institute
, so Theurer. Doch ihr Nutzen für Gesellschaft und Wirtschaft übersteigt die Kosten.
Auch auf Kritik ging Theurer in seiner Rede ein. Er sprach unter anderem darüber, wie Regulierung und Aufsicht optimiert werden könnten, beispielsweise durch eine Vereinfachung von Kapitalanforderungen. Theurer machte klar, dass der Erfüllungsaufwand reduziert werden müsse. Die Standards dürften aber nicht aufgeweicht werden. Er könne sich zudem eine Regulierung vorstellen, die diverse EBA-Richtlinien vereinfache. Wir plädieren dafür, CRR und CRD künftig stärker prinzipien- statt regelbasiert zu gestalten.
Die Richtlinie CRD (Capital Requirement Directive) und die Verordnung CRR (Capital Requirements Regulation) sind Teile der europäischen Bankenregulierung.
Theurer zufolge sollen bei den EBA- und SSM-Stresstests für Banken künftig durch die Einführung von Top-Down Modellen Ressourcen eingespart und der Aufwand für die Institute reduziert werden. Zudem arbeite die Bundesbank intensiv an Smart Regulation und Smart Supervision, also dem Einsatz künstlicher Intelligenz, damit die Effizienz der Aufsicht erhöht werde und der Aufwand für die Institute sinke.
Tobias Tenner vom Bundesverband deutscher Banken sprach in seinem Vortrag über digitale Revolution, KI-Technologien und ihre Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen. Da die künstliche Intelligenz (KI) nicht mehr verschwinden werde, müssten deutsche Banken nun handeln. Im europäischen Vergleich sei bei der Nutzung deutscher Banken von KI noch Luft nach oben. Kleinere Unternehmen müssten Kooperationen anstreben, um wichtige Investitionen zu tätigen und nicht zurückzufallen.
Michael Kötter, stellvertretender Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, sprach über die Herausforderungen der deutschen Institute im Bereich Governance. Diese umfassten geopolitische Spannungen, Vergütungsmodelle, Klimawandel und ESG-Anforderungen (Environmental, Social, Governance Anforderungen).
Steigende Kreditrisiken und Risikovorsorge
Karlheinz Walch, Zentralbereichsleiter Banken und Finanzaufsicht in der Bundesbank, sprach in seiner Rede über die aktuellen Entwicklungen im Bankensektor aus Sicht der Aufsicht. Er betonte die derzeitigen Risiken, darunter steigende Kreditrisiken, insbesondere im Gewerbeimmobilienmarkt, Zinsrisiken und IT-Sicherheitsrisiken. Kreditrisiken stehen momentan besonderes im Fokus. Diese ergeben sich maßgeblich durch die weiterhin schwache Konjunktur
, sagte Walch. Da ein Anstieg notleidender Kredite wahrscheinlich sei, sollten Banken ihre Ertragslage nutzen, um Risikovorsorge zu betreiben und in IT-Sicherheit zu investieren. Walch erläuterte die Schwerpunkte des nationalen Aufsichtsprogramms 2025 von Bundesbank und BaFin, das sich auf das wirtschaftliche Umfeld, IT-Sicherheit, Stärkung der Governance-Regelungen und die Zinsentwicklung konzentriert. Zudem sprach er über die mittelfristigen Prioritäten wie Klimawandel und Nachhaltigkeit, digitale Transformation und demographischer Wandel. So teste und nutze beispielsweise die Bundesbank bereits innovative Technologien wie GPT-Sprachmodelle und KI-basierte Verfahren, um Aufsichtsprozesse zu verbessern.
Podiumsdiskussion zu geopolitischen Risiken und zur Liquidität
Am Nachmittag stand das Thema geopolitische Risiken und ihre Auswirkungen auf den Bankensektor im Vordergrund: Guntram Wolff, Professor an der Solvay Brussels School, gab in einem Vortrag einen Überblick über die aktuelle Lage. Im Anschluss diskutierte er mit Isabel von Köppen-Mertes (EZB), André Munkelt (Morgan Stanley), Holger Schmieding (Berenberg) und Tamara Weiss (Helaba) über mögliche Herausforderungen und Risiken für die Finanzwelt vor dem Hintergrund der unsicheren geopolitischen Lage.
Über Ursachen, Auswirkungen und Prävention von Liquiditätsproblemen diskutierten Marcus Chromik (Deutsche Bank), Neil Esho (BCBS), Falko Fecht (Deutsche Bundesbank) und Aerdt Houben (DNB).
Das Bundesbank-Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ ist eine der zentralen Veranstaltungen zu Bank- und Finanzaufsichtsthemen in Deutschland. Es wird jährlich von der Bundesbank organisiert und fand in diesem Jahr zum 26. Mal statt.