Deutsche Banken haben Comprehensive Assessment gut bestanden

Elke König und Andreas Dombret ©Uwe Nölke
BaFin-Präsidentin Dr. Elke König und Bundesbankvorstand Dr. Andreas Dombret
Die 25 größten deutschen Banken haben die umfassende Bankenprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) mit gutem Ergebnis absolviert. Das teilten die Bundesanstalt für Finanz­dienstleistungs­aufsicht (BaFin) und die Deutsche Bundesbank am 26. Oktober 2014 mit. Die Bilanzen der Institute seien solide, einem schweren wirtschaftlichen Schock würden die Banken mit ihrer Kapitalausstattung standhalten, so BaFin und Bundesbank.

Der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand Andreas Dombret bezeichnete die umfassende Bankenprüfung ("Comprehensive Assessment") als Erfolg. "Die großen deutschen Banken sind selbst starken Belastungen gewachsen", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der BaFin in Frankfurt am Main. Bereits im Vorfeld habe die Überprüfung viele Institute motiviert, ihre Kapitalausstattung quantitativ und qualitativ deutlich zu verbessern, so Dombret.

Von Jahresbeginn bis Ende September haben die deutschen Institute nach Angaben von BaFin und Bundesbank 14,4 Milliarden Euro hartes Eigenkapital  aufgenommen. "Alle Teilnehmer stehen solide da – auch wenn sie sich auf ihren Lorbeeren nicht ausruhen dürfen", erinnerte die Präsidentin der BaFin, Elke König.

Kaum Wertberichtigungsbedarf

Als Vorbereitung auf die europäische Bankenaufsicht mussten sich insgesamt 130 europäische Banken der umfassenden Bankenprüfung stellen. Sie bestand aus einer Bilanzprüfung ("Asset Quality Review", kurz AQR) sowie einem Stresstest, die beide in enger Zusammenarbeit von EZB und nationalen Behörden durchgeführt worden sind. Zudem war die EU-Agentur EBA an der Konzeption und Durchführung des Stresstests beteiligt. 

Im Rahmen der Bilanzprüfung wurden die Vermögenswerte in den Bankenbilanzen daraufhin überprüft, ob ihre Bewertungen nach Einschätzung der Aufsicht ausreichend vorsichtig ausfallen. Deutsche Banken haben demnach nur einen geringen Wertberichtigungsbedarf. BaFin und Bundesbank bezifferten den Gesamteffekt für alle Institute mit 3,9 Milliarden Euro hartem Eigenkapital.

Bei der Bewertung der Vermögenswerte wurden dabei in einzelnen Bereichen deutlich strengere Anforderungen gestellt als geltende Rechnungslegungs­vorschriften vorschreiben. Das Abschneiden der deutschen Banken bei der Bilanzprüfung zeigt daher nach Einschätzung von Bundesbank und BaFin, dass die deutschen Institute konservativ bilanziert haben.

Widerstandsfähig gegen Stress

Auch beim Stresstest haben die deutschen Banken gut abgeschnitten. Dabei wurde simuliert, wie sich binnen drei Jahren die Kapitalausstattung der Institute bei zwei unterschiedlichen Konjunkturverläufen verändert.

Im sogenannten Basisszenario, das von einem Konjunkturverlauf entsprechend der Winterprognose 2014 der EU-Kommission ausgeht, liegt die harte Eigenkapitalquote der deutschen Banken am Ende des Projektionszeitraums im Durchschnitt bei 12,5 %. Das zweite Szenario simuliert dagegen eine schwere Wirtschaftskrise im Euro-Raum. Dabei zeigt sich, dass auch unter diesen Annahmen die Eigenkapitalquote mit einem Durchschnitt von 9,1 % ausreichend bleibt.

Einzig bei der Münchener Hypothekenbank offenbarte der Stresstest zum Stichtag 31. Dezember 2013 eine Kapitallücke von 229 Millionen Euro. Die Bank hat jedoch ihr Kapital bereits im laufenden Jahr deutlich gestärkt, so dass diese Lücke geschlossen ist.

25 Banken im Euro-Raum durchgefallen

Im gesamten Euro-Raum sind beim Comprehensive Assessment 25 der 130 größten Geldhäuser durchgefallen. Die Kapitallücke der Banken beträgt insgesamt 25 Milliarden Euro. Von den 25 Instituten hätten zwölf ihre Kapitallücken in den vergangenen Monaten bereits geschlossen und ihre Bilanzen um 15 Milliarden Euro gestärkt, gab die EZB in einer Pressekonferenz bekannt. Die übrigen 13 Institute müssen nun in den nächsten zwei Wochen der EZB einen Plan vorlegen, wie sie die Lücken schließen wollen. Den Plan für Lücken aus der Bilanzprüfung oder dem Basisszenario müssen die Institute innerhalb von sechs Monaten umsetzen. Lücken, die beim Krisenszenario aufgedeckt geworden sind, müssen sie innerhalb von neun Monaten schließen.

Stress bleibt

Die Erkenntnisse aus dem Comprehensive Assessment stellen eine wichtige Basis für die künftige Aufsicht unter der EZB dar. Bundesbankvorstand Dombret warnte die Institute aber davor, in ihren Anstrengungen nachzulassen: "Auch wenn die größten deutschen Banken im Stresstest keine Kapitallücken aufweisen, ist das kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Denn nach dem Stresstest ist vor dem Stresstest." Gerade im internationalen Vergleich würden die deutschen Banken nicht gut genug abschneiden. Sie müssten sich daher weiter anstrengen, um ihre Kapital- und Ertragsposition zu verbessern, sagte Dombret. Vorteilhaft könnten nach seiner Einschätzung auch Fusionen im deutschen Bankensektor sein.

Das Comprehensive Assessment dient als Vorbereitung auf den einheitlichen europäischen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism: SSM) für die Banken des Euro-Raums, der am 4. November 2014 startet. 21 der 25 überprüften deutschen Institute fallen dann unter die direkte Aufsicht der EZB. Die deutsche Aufsicht wird weiterhin eng in die Beaufsichtigung dieser Banken eingebunden sein.