Ein Goldstater des Seleukos ©Bundesbank

Im Namen Alexanders Ein Goldstater des Seleukos

Das Reich Alexanders des Großen
Stater, ca. 311–305 v. Chr.
geprägt von Seleukos I. nach dem Tod Alexanders

Münzstätte: Babylon
Material: Gold
Gewicht: 8,55 g
Durchmesser: 18,8 mm

Der makedonische König Alexander der Große gilt bis heute als großer Feldherr und Eroberer. An der Spitze seiner Armee marschierte er in das Persische Reich ein, das größte und mächtigste seiner Zeit, das sich von der östlichen Mittelmeerküste bis zum indischen Subkontinent erstreckte. In den entscheidenden Schlachten bei Issos (333 v. Chr.) und Gaugamela (331 v. Chr.) standen sich Alexander der Große und der Perserkönig Dareios III. persönlich gegenüber. Nachdem Dareios III. 330 v. Chr. auf der Flucht ermordet worden war, trat Alexander die Nachfolge an. Innerhalb weniger Jahre schuf der Makedonenkönig ein Weltreich, das er noch weiter ausdehnen wollte. Doch überraschend starb Alexander 323 v. Chr. in Babylon, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen. Er wurde nur 32 Jahre alt. Formal bestand das Alexanderreich weiter, faktisch aber teilten die Diadochen, die Nachfolger und Erben Alexanders des Großen, das Reich unter sich auf. Jahrelange Kämpfe waren die Folge.

Einer dieser Diadochen war Seleukos I. Nikator. Seleukos sicherte sich die klein-, vorder- und mittelasiatischen Gebiete des Alexanderreiches und begründete dort das Reich und die Dynastie der Seleukiden. Das Seleukidenreich war das größte in der Nachfolge Alexanders. Als 306/305 v. Chr. die Diadochen die Königswürde annahmen, erhob sich auch Seleukos in seinem Herrschaftsgebiet zum König. Damit war die rechtliche Grundlage der Reichseinheit zerstört.

Auch in der Münzpolitik hat Alexander Großes geleistet. Als er das Perserreich eroberte, fielen ihm auch die gewaltigen Schätze der persischen Großkönige in die Hände. Das Gewicht aller erbeuteten Schätze wird auf 180.000 Talente (ca. 4.700 Tonnen) geschätzt. Dieses Edelmetall diente Alexander als Grundlage für eine groß angelegte Münzprägung. In zahlreichen neu errichteten Münzstätten wurden Massen neuer Gold- und Silbermünzen geprägt. Diese Münzen wurden nicht nur einheitlich nach dem attischen Münzfuß geprägt, auch die Typenvielfalt hatte ein Ende. In Gold prägten alle Münzstätten des riesigen Reiches den Typ Athena-Nike.

Alexanders Leistung war die Schaffung einer einheitlichen Währung für ein Reich, das sich von den Pyramiden Ägyptens bis zu den Bergen Afghanistans erstreckte. Die Bedeutung dieser Münzen reichte weit über die Grenzen des Alexanderreiches hinaus. Nach antiken Maßstäben war Alexanders "Reichsgeld" eine echte Weltwährung. Die Diadochen setzten seine Münzprägung zunächst unverändert fort. Sie verzichteten sogar auf die Nennung ihres eigenen Namens.

Unser Glanzstück ist ein Stater, den Seleukos I. nach dem Tod Alexanders in Babylon prägen ließ. Auf der Vorderseite ist der Kopf der Göttin Athene abgebildet. Athene war die Tochter der Metis und des Göttervaters Zeus. Der Sage nach entsprang sie in voller Rüstung dem Kopf ihres Vaters. Sie ist nicht nur die Göttin der Weisheit, sondern auch eine wehrhafte und kämpferische Gottheit. Homer charakterisiert sie als eine Göttin, "die Streit und Krieg liebt".

Athene trägt einen so genannten korinthischen Helm, der mit einem prächtigen Helmbusch geschmückt ist. Wenn der Helm richtig aufgesetzt ist, umschließt er den Kopf fast vollständig, nur Wangen- und Nasenschutz lassen einen schmalen Schlitz frei. In dieser Darstellung hat Athene den Helm aufgesetzt. Der Helm ist nicht nur mit einem Helmbusch, sondern auch mit einem Greif geschmückt. Ein Greif ist ein geflügeltes Mischwesen mit Löwenkörper und Raubvogelkopf, das in vielen altorientalischen Kulturen bekannt war und auch Eingang in die griechische Mythologie gefunden hat.

Auf der Rückseite ist die geflügelte Siegesgöttin Nike dargestellt. In der rechten Hand hält sie einen Siegeszweig und in der linken Hand die Flaggenstange (Stylis) eines Schiffes. In der Forschung wird dies als Anspielung auf den Triumph in der Seeschlacht von Salamis gegen die Perser und die Überlegenheit der Griechen zur See gedeutet. Alexander selbst hatte nie einen Seesieg errungen.

Bemerkenswert an der Legende ist, dass die Fiktion eines geeinten Reiches aufrechterhalten wurde, obwohl Alexander der Große längst tot und sein riesiges Reich de facto zersplittert war. Die Inschrift nennt nicht Seleukos I., der die Münze tatsächlich prägen ließ, sondern Alexander: "BAΣIΛEΩΣ AΛEΞANΔΡΟΥ" (Basileos Alexandrou) bedeutet "[Münze] des Königs Alexander".

Für die Datierung der Münze und die Bestimmung der Münzstätte sind die Beizeichen wichtig. Die "Beizeichen" - kleine Bilder, die nicht zum Hauptbild gehören, wie hier die griechischen Buchstaben "MI" und das "Monogramm im Kranz" - dienten der Münzverwaltung zur Kontrolle. An ihnen konnte man erkennen, wo die Münze geprägt wurde, zu welcher Ausgabe sie gehörte und wer für die Prägung verantwortlich war. Bei Unstimmigkeiten, z.B. wenn der Goldgehalt zu gering war, konnten so die Verantwortlichen ermittelt werden.

Bildergalerie der Münzfragmente