Deutlich höherer Bilanzgewinn der Bundesbank

Die Deutsche Bundesbank hat 2019 einen Jahresüberschuss von 5,8 Milliarden Euro erzielt. Nach Anpassung der Rücklage ergibt sich mit 5,9 Milliarden Euro zugleich der höchste Bilanzgewinn seit 2008. Im Vorjahr hatte der Bilanzgewinn 2,4 Milliarden Euro betragen. Den Gewinn führte die Bundesbank in voller Höhe an das Bundesfinanzministerium ab. „Hinter dem kräftigen Anstieg des Jahresüberschusses steht insbesondere eine niedrigere Risikovorsorge“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann am Freitag bei der Vorstellung des Jahresabschlusses. Nachdem die Bundesbank ihre Wagnisrückstellung in den Jahren 2016 bis 2018 noch aufgestockt hatte, konnte sie diese angesichts gesunkener Risiken nun um 1,5 Milliarden Euro auf 16,4 Milliarden Euro vermindern. Weidmann wies darauf hin, dass dies durch gesunkene Zinsänderungsrisiken und einen Rückgang von Ausfallrisiken möglich wurde. Dazu haben die variable Verzinsung der neuen gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte sowie Fälligkeiten von Anleihen beigetragen, die im Rahmen des Programms für die Wertpapiermärkte (SMP) erworben worden waren.

Weiterhin hohe Zinserträge

Die Bundesbank verbuchte nach wie vor hohe Zinserträge aus negativ verzinsten Einlagen von Kreditinstituten und sonstigen in- und ausländischen Einlegern sowie aus ihren Wertpapierbeständen. Allerdings verringerte sich der Nettozinsertrag im Jahr 2019 leicht, was vor allem an den fälligkeitsbedingt geringeren Zinserträgen aus dem SMP lag. Als wichtigste Komponente des Gewinns sank der Nettozinsertrag von 4,9 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro.

Bilanzsumme leicht gesunken

Nach dem Rekordstand von 1,84 Billionen Euro zum Ende des Jahres 2018 sank die Bilanzsumme der Bundesbank Ende vergangenen Jahres leicht auf 1,78 Billionen Euro. „Damit schloss die Bilanz 2019 immer noch auf dem zweithöchsten Stand in der Geschichte der Bundesbank ab“, sagte Johannes Beermann, Mitglied des Vorstands und zuständig für Rechnungswesen und Controlling.

Maßgeblich für den Rückgang der Bilanzsumme waren auf der Aktivseite die Liquiditätsrückflüsse an das europäische Ausland. Die TARGET2-Forderungen verzeichneten deswegen einen Rückgang um 71 Milliarden Euro auf 895 Milliarden Euro, nachdem der Saldo im Vorjahr noch um 59 Milliarden Euro auf 966 Milliarden Euro gestiegen war. Auf der Passivseite verringerten sich vor allem die Euro-Guthaben der in- und ausländischen Einleger, die besonders aufgrund geringerer Bestände ausländischer Zentral- und Geschäftsbanken um 137 Milliarden Euro auf 272 Milliarden Euro sanken.

Erhebliche Unsicherheiten für die deutsche Wirtschaft

Im vergangenen Jahr haben laut Bundesbankpräsident Weidmann die handelspolitischen Spannungen für Unsicherheit an den Finanzmärkten gesorgt. Auch nach dem Abschluss eines ersten Abkommens im Handelskonflikt zwischen den USA und China bestünden weiterhin erhebliche Unsicherheiten für die deutsche Wirtschaft, etwa mit Blick auf den internationalen Handel. Kurzfristig sei die Verbreitung des Coronavirus ein zusätzliches Konjunkturrisiko für Deutschland. „Nach den derzeitigen Informationen erwarte ich, dass dieses Risiko sich zum Teil auch materialisieren dürfte“, sagte Weidmann. Wie groß dieser Effekt sein könnte, ließe sich derzeit aber kaum seriös abschätzen.

Im laufenden Jahr überprüft der EZB-Rat seine geldpolitische Strategie. Für Weidmann geht es dabei im Wesentlichen um die Frage, wie der EZB-Rat bestmöglich sein Mandat erfüllen könne, „nämlich stabile Preise für die Menschen im Euroraum zu gewährleisten“. Im Rahmen der Strategieüberprüfung wird auch über die Rolle der Notenbanken beim Klimaschutz diskutiert. „Notenbanken können und sollten in Sachen Klima mehr tun als bisher“, betonte Weidmann. Seiner Meinung nach sollten Notenbanken finanzielle Risiken mit Klimabezug in ihrem Risikomanagement berücksichtigen. In diesem Zusammenhang könnten auch Maßnahmen geprüft werden, mit denen die Notenbanken möglicherweise als Katalysator für ein „grüneres“ Finanzsystem wirken. Ein bevorzugter Kauf „grüner“ Anleihen im Rahmen der Geldpolitik sei aber nicht die Lösung.